Kulturen sind keine Kostüme.

Ideen für ein kultursensibles und inklusives Faschingsfest

Fasching & Karneval – ein Fest für alle? Fasching ist für viele Kinder ein Highlight im Kita-Jahr: sich verkleiden, in andere Rollen schlüpfen, gemeinsam feiern. Doch was für einige ein fröhliches Kostümfest ist, kann für andere verletzend oder ausgrenzend wirken – besonders dann, wenn Verkleidungen kulturelle oder religiöse Bezüge haben.

Wie können wir also Fasching so gestalten, dass sich alle Kinder und Familien einbezogen und in allen Aspekten ihrer Identität wertgeschätzt fühlen?

Wir geben euch Impulse für ein Faschingsfest, in dem sich alle Kinder und Familien willkommen fühlen – unabhängig von Sprache, Herkunft, Religion oder sozialem Hintergrund.

Was bedeutet kulturbewusst feiern?

Kulturelle Achtsamkeit bedeutet, Vielfalt als Normalität zu verstehen, zu schätzen und aktiv einzubeziehen. Sie stärkt die Gemeinschaft, baut Vorurteile ab, vertieft Beziehungen zu Familien und hilft, Diskriminierung zu vermeiden. Kulturbewusst zu handeln heißt auch: Stellung zu beziehen für ein gleichwertiges Miteinander.

Das gilt besonders in Zeiten, in denen Bräuche wie Fasching oder Karneval neu betrachtet werden. Denn die Art und Weise, wie wir Feste gestalten, zeigt, welche Werte wir als Gemeinschaft leben.

Warum ist kulturelle Achtsamkeit an Fasching und Karneval wichtig?

Verkleidungen sind nie neutral – sie erzählen Geschichten und transportieren Bilder.
Wenn ein Kind sich etwa als „Indianer“*, „Afrikanerin“ oder „Sultan“ verkleidet, steckt darin oft eine ganze Sammlung an Klischees, die mit der Realität der betroffenen Menschen wenig zu tun haben.

Hinter solchen Darstellungen stehen leidvolle Geschichten von Unterdrückung, Kolonialisierung und kulturellem Verbot.
Viele Menschen durften über Jahrhunderte hinweg ihre traditionelle Kleidung, Frisuren, Tänze, Sprachen oder Rituale nicht frei leben. Noch immer erleben viele von ihnen Ausgrenzung und Benachteiligung.

*Sie wurden als “Indianer”, “Zigeuner” oder N-Wort (fremd-)bezeichnet. Um diese Verletzung nicht weiter zu reproduzieren ist es wichtig, auf diese Wortwahl zu verzichten. Verwende stattdessen Beschreibungen wie “Indigene Person” und Selbstbezeichnungen wie “Sinti und Roma”, “Schwarze Person” oder “Person of Color”.

Es gilt:

Kulturen sind keine Kostüme. #CulturesAreNotCostumes

Es geht dabei nicht darum, ob jemand „das böse meint“ oder „nur Spaß machen wollte“.
Es geht darum, die Perspektive derer ernst zu nehmen, für die solche Darstellungen verletzend, entwürdigend oder retraumatisierend sind.
Kulturelle Elemente wie Kleidung, Schmuck, Frisuren oder Hautfarbe sind keine Mode-Accessoires – sie sind Ausdruck von Identität, Geschichte und Zugehörigkeit.

Tipps für die Umsetzung in der Kita und Schule

Ein kulturbewusstes Faschingsfest beginnt mit der Haltung – und zeigt sich in vielen kleinen, konkreten Schritten.

1. Freiwilligkeit und Zugänglichkeit

  • Kein Kind muss sich verkleiden.

  • Kostüme sollten leicht zugänglich und erschwinglich sein.

  • Eine gute Idee: Kostüm-Tausch oder Kostüm-Basar in der Kita oder Schule.

  • Haltet einige einfache Verkleidungen bereit (z. B. Tierohren, Umhänge, Hüte), die Kinder bei Bedarf nutzen können.

2. Diskriminierungssensible Kostüme

Ermutigt Kinder und Familien zu fantasievollen, kreativen und nicht-stereotypen Kostümen:

  • Märchenfiguren, Tiere, Lieblingsberufe, Pflanzen, Wetter, Buchcharaktere.

  • Keine Kostüme, die auf einer Kultur, Hautfarbe oder Religion basieren.

  • Keine Verkleidungen, die historische oder gegenwärtige Unterdrückung verharmlosen.

3. Austausch mit Familien

Nicht alle Familien wissen, was „Fasching“ bedeutet oder was dabei erwartet wird.
Hilfreich sind:

  • Aushänge oder Elternbriefe in verschiedenen Sprachen - Musterbrief als PDF (auf Deutsch)

  • Eine niedrigschwellige Einladung: „Wer möchte, darf sich verkleiden – es ist keine Pflicht.“

  • Raum für Erfahrungsaustausch: Wie feiert ihr zu Hause? Gibt es ähnliche Feste oder Bräuche?

So werden neue Perspektiven sichtbar – und das Fest gewinnt an Vielfalt.

Kostüme, Musik, Rezepte, Bücher

Ein inklusives Fest lebt von Vielfalt und Ideenreichtum – nicht von Exotik.

  • Kostüme: Selbstgemacht aus Alltagsmaterialien – z. B. „Regenbogen“, „Koch/Köchin“, „Superheld*in des Alltags“.

  • Rezepte: Familien können einfache Snacks oder Süßigkeiten mitbringen – freiwillig und mit kurzer Erklärung.

  • Musik: Nutzt eine bunte Playlist mit Liedern aus unterschiedlichen Genre und Sprachen – aber achtet darauf, dass sie respektvoll und nicht stereotyp sind.

  • Kinderbücher: Stellt Geschichten vor, in denen Kinder unterschiedlichster Herkunft, Hautfarbe und Sprache vorkommen – authentisch und lebensnah.

Unsere Büchertipps:

Umgang mit schwierigen Situationen

Was tun, wenn ein Kind ein unsensibles Kostüm trägt?

  • Nicht beschämen oder bloßstellen.

  • Das Gespräch suchen: Zuerst ruhig mit dem Kind, später auch mit den Eltern.

  • Erklären, warum das Kostüm problematisch ist, und anbieten, gemeinsam eine andere Lösung zu finden.

  • Falls ein Hinweis von außen kommt (z. B. von Eltern oder Kolleg*innen):

    • Zuhören, ernst nehmen, entschuldigen und danken.

    • Signalisieren: „Wir wollen das besser machen. Was ist Ihnen jetzt wichtig?“

Verteidigung oder Abwehr helfen hier nicht weiter – Offenheit und Lernbereitschaft schon.

Warum feiern wir eigentlich Fasching und Karneval?

Fasching, Fastnacht oder Karneval leiten die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern ein. Das Wort Karneval stammt vom lateinischen carne vale – „Fleisch, lebe wohl“. Traditionell sollte vor dem Fasten noch einmal ausgelassen gegessen, gefeiert und getanzt werden. Früher diente das Verkleiden auch dazu, Wintergeister zu vertreiben und Frühlingsgeister zu wecken.

Die Faschingszeit oder Karnevalssaison beginnt offiziell am 11. November um 11:11 Uhr – ein symbolischer Start in eine lange Vorbereitungszeit voller Humor, Musik und Gemeinschaft. Obwohl die Saison im November eröffnet wird, finden die Hauptfeierlichkeiten meist erst im Januar und Februar statt. Sie gipfeln in der Woche vor dem Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit markiert. Besonders bekannt sind die Umzüge und Straßenfeste rund um den Rosenmontag, der vielerorts als Höhepunkt des Karnevals gilt.

Diese Ursprünge und Bräuche können heute wunderbar neu gedacht werden: als Gelegenheit, gemeinsam kreativ zu sein, sich zu verwandeln – und dabei Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft zu feiern.

Fazit

Ein kulturbewusstes Faschingsfest ist kein Verzicht auf Spaß – sondern eine Einladung, miteinander achtsam, kreativ und respektvoll zu feiern. Wenn wir Verkleidungen so gestalten, dass sich alle Kinder und Familien gesehen fühlen, wird Fasching zu einem Fest, das wirklich verbindet.

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Bitte nicht noch ein „interkulturelles Frühstück“